
Revitalisierung im Denkmalschutz
Symbiose aus Atrium und Kommunikation
Als das Atricom Bürohaus 1990 eröffnet wurde, war es ein herausragendes Beispiel für moderne Architektur. Im inneren vereinte es Arbeiten und ein breites Angebot an Dienstleistungen, wie Frisör, Wäscheservice und Bankautomat.

History
Das Gebäude besteht aus drei sternförmigen Gebäudeteilen, die jeweils in vier Flügel aufgeteilt sind. Die Gebäudeteile sind über alle Geschosse an das überdachte Atrium mit einer gläsernen Stahlkonstruktion angeschlossen. Über einen Teil des 50 Meter hohen Foyers erstreckt sich die monumentale mosaikverkleidete Skulptur des Szenenbildners Rolf Zehetbauer.
Das Bürohaus in der Bürostadt Niederrad war nicht einfach ein weiteres funktionales, unauffälliges Hochhaus. Die Architekten Ernst Sieverts, Dieter Schapitz und Dieter Reichel entwarfen – im Stil der 1980er Jahre – ein Gebäude, das den Arbeitsalltag angenehm und inspirierend gestalten sollte.
Aus dieser Leitidee ging auch der Name für das Gebäude hervor:
ATRICOM, zusammengesetzt aus den Wörtern „Atrium“ und „Kommunikation“.
Ein offener, großzügiger und freundlicher Raum sollte die Kommunikation zwischen den Gebäudenutzern fördern.
Leider hat das ursprünglich angestrebte Konzept des Atricom als zukunftsweisender Innovationsträger, als lebendiger, kommunikativer Raum, vergleichbar mit modernen Hotels, im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren. Der Anspruch, sowohl die Form als auch die Technik des Gebäudes kontinuierlich an die Entwicklungen der Zeit anzupassen, wurde nicht vollständig umgesetzt. In Anlehnung an die Worte aus der Laudatio zur Preisverleihung für Humanes Bauen 1993 lässt sich daher sagen: „Wer solche Veränderungen nicht einplant, wer Veränderungen vermeiden will, riskiert, letztlich auch das zu verlieren, was er zu bewahren suchte.“
Viele der charakteristischen Qualitäten des Atricom, insbesondere die gemeinschaftlich genutzten Bereiche rund um das zentrale Atrium, haben nach mehr als 25 Jahren an Lebendigkeit verloren. Die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt, für die das Atricom einst als Vorreiter galt, können so nicht mehr erfüllt werden.
Dennoch bleibt der humane Geist des Atricom zeitlos und lässt sich mit der ursprünglichen Idee des ständigen Wandels, des „sich neu Erfindens und Gestaltens“, problemlos in die heutige Zeit übertragen. Die markanten Designelemente wie die Großplastiken, die Integration von Grünflächen im Innen- und Außenbereich sowie die Gestaltung von Kommunikationszonen und Aufenthaltsbereichen können neu interpretiert werden.
„Wer hier wen dominiert, zeigt sich jüngst bei der gestalterischen Modernisierung des Atricom-Foyers durch MOW Architekten. Unweigerlich passt sich der Entwurf der Kunst an, um diese in ihrer Omnipräsenz zu zähmen. Gekonnt wird die Plastik organisch und topographisch umspielt.“
Stephan Faulhaber, AIT Ausgabe 10/2021
Revitalisierung


Unter diesen Gesichtspunkten haben wir das denkmalgeschützte Gebäude für die Zukunft umgestaltet, um den ursprünglichen Geist zu bewahren. Der gesamte Prozess der Revitalisierung wurde in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt durchgeführt. Bereits während der Konzeptphase fanden regelmäßig Abstimmungsgespräche mit der Denkmalbehörde zu verschiedenen Aspekten statt.
Zusätzlich zu den „theoretischen“ Abstimmungen wurden vor Ort Besichtigungen organisiert, um die Umsetzung konkret zu besprechen.
Bei der Auswahl der Materialien und Bauprodukte war es bereits in der Planungsphase wichtig, darauf zu achten, dass diese die historische Bausubstanz nicht negativ beeinflussen oder beschädigen.
Das Ziel der Planung war es, den Eingangsbereich, das Foyer im Erdgeschoss sowie die angrenzenden Bereiche im Untergeschoss und die daran anschließenden Café- und Konferenzräume gestalterisch und technisch zu modernisieren. Dabei wurde der Raum so umgestaltet, dass er nicht nur durch sichtbare und spürbare Veränderungen an den neuen Corporate Identity des Gebäudes angepasst wird, sondern das Gebäude auch im Markt neu positioniert wird.
Die neue Gestaltung schafft eine einladende Atmosphäre, die bereits von außen wahrnehmbar ist. Das neue Vordach und die Außenbegrünung spielen mit neuen Elementen aus dem Innenraum und schaffen eine natürliche Verbindung. Der Empfangsbereich und die multifunktionalen Zonen im Foyer wurden so gestaltet, dass sie nun besser sichtbar und zugänglich sind. Es entstanden flexible Räume, eingebettet in Grünflächen, die verschiedene Grade der Privatsphäre bieten und die Kommunikation fördern.
Ein zentrales Element dieser neuen Gestaltung ist der Empfangstresen, der nun in einer neuen Position direkt auf die Eingangstüren ausgerichtet ist. Dies ermöglicht eine bessere Orientierung und eine angenehmere Annäherung. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Wartebereich, der ebenfalls eine entspannte und übersichtliche Verbindung zur Rezeption bietet. Die organische Gestaltung dieser Elemente hebt sich kontrastreich von einem Hintergrund aus niedrigen grünen Wänden ab. Diese Hecken schaffen nicht nur eine visuelle Trennung zu den Mietbereichen, sondern bieten zugleich einen ruhigen, grünen Ausblick.
Die Pflanzflächen an der Fassade verlängern optisch die Außenbegrünung und bringen so den Charakter des Atriums als eine „geschützte Außenlandschaft“ in den Innenraum. Die neu gestalteten Pflanzbeete folgen der ursprünglichen Anordnung und Symmetrie und wurden in eine zeitgemäße Formensprache überführt. Ihre Gestaltung erinnert an Reisterrassen und setzt die organischen Formen der Beete harmonisch in das Gesamtbild des Gebäudes ein.


Was ich an dem Projekt sehr besonders fand, war die enge Zusammenarbeit mit den Firmen auf der Baustelle und die wirklich beeindruckende Ausführung/Schalungsarbeit, ohne die der Entwurf nicht hätte umgesetzt werden können. Dazu gehörten auch die enge Abstimmung und Vermittlung zwischen Denkmalschutz, Planung und ausführenden Firmen.
Sascha Biehl, Projektleiter MOW Architekten